27.08.16

Faszien I Facial Release Massage "auf der Rolle"

Ein neuer Trend "rollt" schon seit einiger Zeit durch die Fitness-Welt! In Deutschlands Fitness-Center trainiert "man & frau" über hartem Kunststoff und pflegt dabei ein chronisch vernachlässigtes Körpergewebe - die Faszien! Spätestens seit Jogi´s Jungs (Die Mannschaft) bei der EM in Frankreich regelmässig mit der "Black-Roll" trainierten, ist diese Selbstmassage unter jedem Gluteus maximus (Gefäßmuskel) im Einsatz!

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Faszien sind jedoch nichts anderes als das "gute alte" Bindegewebe. Facial Release Massage hört sich natürlich für´s Marketing besser an als Bindegewebs-Training! Dieses weiße, fast durchsichtige Gewebe aus Kollagen, Wasser, Zucker & Eiweiß durchzieht als Geflecht unseren gesamten Körper und umhüllt Knochen, Muskeln und innere Organe "wie die Pelle die Wurst"
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Bildquelle: Apotheken Umschau
"Bewegliche Schichten nach dem Modell der Faszien-Forscher: Normalerweise gleiten Faszienschichten und Muskeln wie Balletttänzer aneinander vorbei. Verkleben die Schichten, steigt das Schmerzrisiko"
W&B/Jörg Neise


Die Faszien wirken regelrecht als Stoßdämpfer im Körper und sorgen nicht nur für die Spannkraft und Struktur des Innenlebens, sondern übernehmen anscheinend zusätzliche Funktionen. Spätestens seitdem man lange Zeit in dem für totes Füllmaterial gehaltenem Gewebe eine hohe Dichte an Sinnesrezeptoren (Schmerz- und Bewegungsrezeptoren) gefunden hat, konzentriert man sich darauf, die Bedeutung der Faszien genauer zu erforschen. Ein besonderes Ziel ist dabei die Verfolgung neuer Ansätze zur Behandlung der Volkskrankheit Nr.1 - Rückenschmerz (besonders unspezifische Rückenschmerzen)!


Bildquelle: yogakula.de, target10a.com
Sind die Faszien sogar eine Art eigenständiges Sinnesorgan? Sie sollen aufgrund der hohen Dichte an Schmerz- und Bewegungsrezeptoren (Nozi-Rezeptoren) eine große Bedeutung für die Körperwahrnehmung übernehmen!  Heute wird sogar darüberhinaus gedacht und über die Auswirkungen auf das Immunsystem und die Psyche spekuliert. Hier trifft die Alternativmedizin auf den Schulmediziner und gemeinsam versucht man zu erfassen, ob die Effekte von Yoga, Thai Chi oder der Akupunktur sich dadurch erklären lassen. Obwohl die wissenschaftlichen Beweise noch nicht ausreichend erscheinen, ist dies bereits eine steile Karriere für die "Pelle" unserer Organe.
Die Faszien leiden besonders unter zwei unterschiedlichen Umständen: Untätigkeit sowie einseitige Überbelastung! Beides kann laut Faszienforscher dazu führen, dass sie regelrecht "verkleben"!  Wunden und kleine Risse sind die häufigste Folge von Überbelastung. Man spricht allgemein von Verfilzung der Faszien, die zu Entzündungen und Verhärtungen führen können. Indirekt wirken die Effekte auf unsere Muskulatur. Alterungsprozesse sind ebenfalls zu berücksichtigen. In jungen Jahren ist unser Gewebe sehr dehnbar und besteht zu 80% aus Wasser. Im Alter werden wir zunehmend steifer und der Wasseranteil unseres Körpers sinkt bis auf 50%. Um Verletzungen vorzubeugen sollte man die Elastizität der Faszien unbedingt erhalten .
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Bildquelle: fascial-fitness.de
Muskeln sind dafür geschaffen, dass sie regelmässig bewegt und gedehnt werden. In der Theorie der Faszienforscher beschreibt man das "Miteinander" von Muskel und Bindegewebe folgendermassen: Faszienschichten und Muskeln gleiten normalerweise geschmeidig aneinander vorbei. Durch die Verklebungen leidet diese Geschmeidigkeit erheblich. Bei regelmässiger Bewegung wird die "Verklebung" ständig wieder abgebaut. Inaktivität führt hingegen in einen "Teufelskreis". Überlastung, ohne ausreichende Dehnung danach, führt letztendlich zum gleichen Problem. Dieses Modell ist bis heute jedoch nicht uneingeschränkt anerkannt.
Hier setzen jedoch die Methoden der Alternativmedizin schon länger an. Die Faszienmassage soll das fasziale Bindegewebe elastisch halten, die Muskeln lockern und letztendlich Schmerzen vermeiden! Da die Faszien die Muskeln umhüllen und wie diese kontrahieren können, soll die Faszienmassage auch auf die Muskulatur einwirken. Verhärtungen stellen tastbare Verdickungen mit Gewebeflüssigkeit dar. Diese sollen durch den Druck der Massage gelöst werden. Die Flüssigkeit wird durch den aufgebauten Druck auf den Triggerpunkt freigesetzt.
Ein Masseur kann dies natürlich professioneller und zielgerichteter. Wenn man jedoch nicht regelmässig "unter die Hände" eines Profis gerät kommt die harte Rolle ins Spiel!



Hier tut´s weh! Bildquelle: blackroll-orange.de
Mit Hilfe der Massagerolle aus Kunststoff können Sportler solche Techniken selbst einsetzen. Die Rolle liegt bei den einzelnen Übungen meist auf dem Boden und jede einzelne Körperpartie (Wade, Oberschenkel vorne/hinten/seitlich, Rücken, Po, Nacken...) wird darüber "gerollt". Hierbei sorgt das eigene Körpergewicht für den nötigen Druck auf die zu massierenden Bereiche. Durch die Körperhaltung kann man, mit ein wenig Übung, den Massagedruck gezielt erhöhen! Die Rolle gibt es darüberhinaus in unterschiedlichen Härtegraden. Am Anfang gleicht das Ganze schon mal einer artistischen Übung, aber nach kurzer (unfallfreier) Zeit erlangt man tatsächlich einen Grad an Eleganz!

An manchen Stellen tat mir die Massage einfach nur gut. An anderen Stellen (Rücken, seitlicher Oberschenkel) tat es mir anfangs jedoch unangenehm weh! Dies gehört wohl zum Konzept. Falsch machen kann man wohl nichts!? Nach einigen Wochen sollen die Übungen selbst an den empfindlichsten Stellen (Rücken, seitlicher Oberschenkel) deutlich angenehmer werden!
Mit der "Rollerei" über die Black-Roll ist es alleine jedoch nicht getan. Ein umfassendes Faszientraining besteht aus laut Übersichten im Internet aus vier Teilbereichen:
  • Facial Release (Selbstmassage mit der Faszienrolle)
  • Rebound Elasticity (Katapult-Effekt)
    federnde Sprünge, Liegestütze & andere schwungvolle Bewegungen
  • Facial Stretch (Dehnung)
    dynamische, federnd-wippende oder langsame geschmeidige Dehnübungen
  • Sensory Refinement (Körperwahrnehmung)
    Bewegungen, bei denen es darum geht, in den Körper hinein zu spüren. (Yoga, Pilates)
Kritiker merken gerne an, dass hier  "Alter Wein in neuen Schläuchen" vermarktet wird. Alle Übungen, die den ganzen Körper dehnen, stimulieren auch das Bindegewebe. Ob man dies nun auf der Gymnastikmatte durchführt oder anderweitig erreicht, ist erst einmal egal! In diesem Sinne ist es natürlich auch legitim, seine Facial Release Massage auf der Rolle durchzuführen - Hauptsache es hilft!
Bis Bald

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